Interview mit Karolin Gaßmann – Co-Founderin heyParents & Gewinnerin des Startup-Impuls Wettbewerbs 2024
Heute möchte ich ein weiteres Interview mit einer der Gewinnerinnen des Startup-Impuls Wettbewerbs präsentieren. In einer meiner Coaching-Sessions habe ich Karolin kennengelernt und mit ihr über den damals schon sehr weit fortgeschrittenen Pitch zu heyParents gesprochen. Fünf Monate später habe ich mich wieder mit Karolin verabredet, um im Rahmen dieses Interviews mit ihr die Entstehung und Idee hinter heyPartens und die weiteren Pläne zu besprechen.
In der Zwischenzeit wurde heyPartents am 14.3.2024 im Rahmen der Preisverleihungsfeier als beste Team-Gründung im Rahmen des Startup-Impuls Wettbewerbs, veranstaltet von hannoverimpuls und der Sparkasse Hannover, ausgezeichnet. Der Wettbewerb fand dieses Jahr zum 21. Mal statt. Mit Preisen im Wert von mehr als 100.000 Euro ist der Wettbewerb einer der höchstdotiertesten regionalen Gründungswettbewerbe in Deutschland.
Marius: Hallo Karolin, ich konnte dir ja schon direkt live zum Gewinn des diesjährigen Startup-Impuls-Wettbewerbs in der Kategorie Team-Gründung am 14.3. gratulieren. Ich freue mich daher umso mehr, dass wir uns heute wieder sprechen. Damit dich, oder eigentlich müsste ich ja euch sagen, die Leserinnen und Leser kennenlernen können, sag doch gerne erstmal ein paar Worte über dich und eure Gründungsidee. Spannend ist hier sicherlich euere persönliche Motivation zum Weg ins Unternehmertum und zur Gründung.
Karolin: Stephie und ich sind beide Kolleginnen seit 2019. Ein paar Jahre später waren wir fast zeitgleich in Elternzeit und haben ähnliche Erfahrungen gemacht. Während der Job vorher extrem wichtig war, fühlte sich die Schwangerschaft an wie ein Verrat am Arbeitgeber und ein Abschieben auf die Ersatzbank. In der Elternbubble stellten wir dann fest, dass unsere Erfahrungen kein Einzelfall sind. Eltern werden bedeutet noch zu häufig, dass Verantwortung wegfällt, man während der Elternzeit vergessen wird oder der Wiedereinstieg chaotisch läuft. In Zeiten des Fachkräftemangels und des zunehmenden Wunsches / Bedarfes der Frauen zu arbeiten, war das für uns ein Unding. Es musste eine Lösung her.
heyParents ist das erste Micro-Coaching-Tool für die Mitarbeiterbindung von Eltern. Unser intelligenter Guide begleitet Führungskräfte und Mitarbeitende mehrere Jahre bei jedem Schritt des Elternwerdens – vor, während und nach der Elternzeit. Dank unseres Tools schaffen es Unternehmen und Mitarbeitende in Kontakt zu bleiben. Das wirkt sich direkt positiv auf die Mitarbeiterzufriedenheit und Loyalität aus.
Marius: Die Situation im Umgang mit werdenden Eltern, der Elternzeit und vor allem der Rückkehr kenne ich selbst aus meiner früheren Führungsrolle. Ich hatte da immer den Eindruck, dass beide Seiten in dieser Situation vom Unternehmen eher allein gelassen wurden. Woran liegt das deiner Einschätzung nach?
Karolin: Die Zeit der Familiengründung ist eine sehr fragile Zeit. Alles ist im Umbruch und sortiert sich neu. Es ist die größte Umbruchphase im Leben von Frauen UND Männern. Erwartungen werden ständig an der Realität gerieben und überholt.
Das Unternehmen und die Führungskraft sehnen sich nach Planbarkeit und die Arbeitnehmer:innen nach Sicherheit. Eigentlich eine Win-Win-Situation. So fühlt es sich aber eher selten an. Es herrscht eher Unsicherheit und Unwissenheit.
Es braucht einen Prozess. Aber auch keinen zu starren, der ein hohes Ausmaß an Individualität zulässt. Kurzum: Es braucht Kommunikation und zwar regelmäßig. Die Elternzeit will gut geplant und vorbereitet sein und der Wiedereinstieg erst recht. So können sich beide Parteien – Führungskraft und Mitarbeitende – gut mit dieser Situation umgehen. Die nunmal zum Berufsleben dazugehört. Denn der Großteil der Eltern ist erwerbstätig.
Oft deckt die Personalabteilung zum Glück schon einiges ab, was zum Beispiel Gefährdungsbeurteilungen, Mutterschutzgesetz oder Anträge angeht.
Aber wer denkt daran, den Elternzeitlern ab und zu Hallo zu sagen, sie zu Events einzuladen, sie über News im Unternehmen auf dem Laufenden zu halten, sofern gewünscht? Es fehlt der regelmäßige Austausch auf Augenhöhe, ein Perspektivwechsel für die Situation des anderen. Das strudelt Führungskräften im Alltag weg. Das ist kein böser Wille. Und gleichzeitig ist es auch seitens der Eltern kein absichtliches Abtauchen während der Elternzeit. Die Funkstille auf beiden Seiten bedeutet nicht zwingend, dass kein Kontakt gewollt ist. Aber je länger man sich aus den Augen verliert, desto schwieriger wird das Kontakthalten. Das kennen wir sicherlich alle aus dem Privaten, wenn man umzieht, den Job wechselt, etc.
Mit heyParents schaffen wir es, dass Führungskräfte befähigt werden, ihre Elternzeitler als geschätzten Teil im Uunternehmen zu halten. Und wir stärken Eltern während dieser aufregenden und intensiven Phase. Regelmäßige Impulse liefern Erinnerungen, vermitteln Wissen und fördern den Austausch.
Marius: Jetzt habe ich doch noch eine ganz praktische Frage. Wie sollten sich beide Seiten auf das Gespräch im Rahmen der Verkündung der werdenden Elternschaft durch die Mitarbeitende oder den Mitarbeitenden vorbereiten?
Karolin: Der erste Satz, die erste Reaktion der Führungskraft sind so wichtig. Ist hier ernst gemeinte Freude für die Mitarbeiterin zu spüren oder die Panik vor dem Ausfall?
Grundsätzlich ist klar, dass es in jedem Team früher oder später so eine Verkündung geben wird. Im Speziellen allerdings kann sich die Führungskraft kaum auf dieses Gespräch vorbereiten. Hier ist es eher eine grundsätzliche Führungsqualität jeder unvorhergesehenen Situation mit Offenheit und Neugier zu begegnen. Wie ist die Situation des Gegenübers und welche Bedürfnisse hat der andere?
Das gilt natürlich auch für jedes weitere Gespräch, das im Laufe der Zeit geführt werden wird – sei es zur Planung der Elternzeit und Übergaben, zu Wünschen bzgl. Perspektiven nach der Elternzeit, zur Planung des Wiedereinstiegs. Hier hilft dann zusätzlich Wissen, zum einen Basiswissen zur Elternschaft, zum anderen Wissen über unternehmensspezifische Maßnahmen zur Familienfreundlichkeit.
Eltern haben bei der Verkündung natürlich einen klaren Wissensvorsprung und können den Zeitpunkt der Verkündung oft selbst bestimmen. Je vertrauter das Verhältnis, desto früher teile ich diese persönlich so wichtige und beruflich so einschneidende Information.
Eine so wichtige Nachricht sollte der Führungskraft nicht zwischen Tür und Angel zugerufen werden. Die Freude darüber darf Raum bekommen. Und das wäre auch ein Tipp an die persönliche Einstellung, mit der der werdende Elternteil die Nachricht verkündet: voller Vorfreude und Zuversicht. Eltern werden ist normal und kein Verrat am Unternehmen oder dem Team.
Es hilft natürlich schon erste Ideen zur Elternzeitplanung oder Wünschen zum Wiedereinstieg für sich im Hinterkopf zu haben. Aber konkrete Pläne erwartet noch niemand bei der Verkündung. Das sollte in späteren Gesprächen gemeinsam mit der Führungskraft angegangen werden. Hier hilft es dann sich intensiv mit den eigenen Wünschen und Erwartungen auseinanderzusetzen, gern auch geleitet durch die Impulse von heyParents.
Marius: Nun liegt mit unserem Schwerpunkt auf „Vertriebs & Marketing Excellence“ ein Fokus in der Arbeit mit Startups immer auch auf der Gewinnung erster Kunden bzw. Pilotkunden. Welche Erfahrungen habt ihr hier schon gemacht?
Karolin: Den ersten Kunden zu finden ist die größte Hürde. Es ist wie beim Henne-Ei-Prinzip. Jemand muss an dich und deine Idee glauben, bevor sie perfekt fertig ist. Ist sie übrigens nie. 😉 Aber ohne den Glauben aus dem Markt, braucht es keine perfekte Lösung. Das zu akzeptieren und diesen Partner zu finden, haben wir zum Glück geschafft. Alle weiteren Schritte danach werden leichter. Und ich lerne gerade, dass Vertrieb wirklich Spaß machen kann. Ähnlich wie beim Netzwerken schüttele ich den vorurteilsbehafteten faden Mantel immer weiter ab und freue mich über die vielen positiven Gespräche.
Marius: Lass uns ruhig nochmal über den Wettbewerb sprechen. Welcher Gedanke aus unserer Coaching Session ist bei dir hängen geblieben?
Karolin: Ich kam mit einem glänzenden Pitch-Deck aus dem kürzlich geendeten Accelerator-Programm und du hast es ordentlich auf den Kopf gestellt. Das weiß ich noch. Das größte Learning daraus: Das Pitch Deck ist nie fertig und muss immer wieder adressatengerecht gedacht werden. Selbst innerhalb des Wettbewerbs haben wir das Pitch-Deck für jede Runde verändert. Es ist etwas völlig anderes 10 Minuten oder 5 Minuten zu pitchen. Da hilft es auch nicht, einfach ein paar Folien wegzulassen. Es ist eine ganz andere Story, die über heyParents erzählt werden darf, um Problem und Lösung auf den Punkt zu bringen.
Marius: Nun gibt es als Gründerin immer 100 Dinge gleichzeitig zu tun. Wie gelingt euch die Priorisierung und was sind eure nächsten Schritte bei heyParents mit dem Gewinn im Gepäck?
Karolin: Wir haben beide unsere klaren Verantworlichkeiten. Das hilft schonmal, dass nicht jeder alles machen will. Und wir sind seit 2021 als Gründerinnen gemeinsam unterwegs. heyParents ist unser zweites Business-Baby. Wir hatten also schon mehr als genug Gelegenheiten zu lernen, dass die ToDo Liste niemals endet und dass jeder einen Umgang damit finden muss. Als Mütter können wir nicht 24/7 arbeiten und ich glaube, dass uns diese „gezwungenen“ Pausen aber auch davor bewahren ins Burn-out zu schlittern.
Der Gewinn des Startup-Impuls Wettbewerbs ist ein Riesen Meilenstein für uns. Der Glaube einer hochkarätigen Jury und einer Region wie Hannover beflügeln fast noch mehr als das Wahnsinns Preisgeld. Wir nutzen diese Welle, um mit heyParents so viele Unternehmen und Eltern wie möglich zu unterstützen. Es ist der perfekte Zeitpunkt, unser digitales Micro-Coaching-Tool ist sofort einsatzbereit für interessierte Unternehmen, die ihre Familienfreundlichkeit stärken wollen. Interessierte Unternehmen, Führungskräfte oder Eltern können sich einfach bei mir melden: karo@heyparents.de
Marius Felzmann / 06.05.2024
Fotoquelle: hannoverimpuls GmbH
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