Interview mit Tamara Sherif von DOGGYBELL – Gewinnerin des Startup-Impuls Wettbewerbs 2024
Der Startup-Impuls Wettbewerb von hannoverimpuls und Sparkasse Hannover fand dieses Jahr zum 21. Mal statt. Mit Preisen im Wert von mehr als 100.000 Euro ist der Wettbewerb einer der höchstdotiertesten regionalen Gründungswettbewerbe in Deutschland.
In diesem Jahr habe ich wieder die Gelegenheit gehabt, mit einigen der Teilnehmenden als Coach in Vorbereitung auf die Teilnahme und Pitches zu arbeiten.
So habe ich auch sehr früh in diesem Durchgang Tamara Sherif und ihre Idee zu „DOGGYBELL“ kennenlernen und mit ihr an ihrem Pitch arbeiten dürfen. Tamara wurde am 14.3.2024 im Rahmen der Preisverleihungsfeier als beste Solo-Gründerin ausgezeichnet. Heute möchte ich mit ihr über ihre Idee, den bisherigen Weg und vor allem ihre weiteren Pläne sprechen.
Marius: Hallo Tamara, herzlichen Glückwunsch zum Gewinn des diesjährigen Startup-Impuls-Wettbewerbs in der Kategorie Solo-Gründerin. Toll, dass du so kurz nach dem Wettbewerb Zeit für das Interview findest. Stell uns doch gerne zunächst dich und deine Gründungsidee kurz vor.
Tamara: Hi Marius, vielen Dank für die Glückwünsche und die Gelegenheit zum Gespräch! Ich habe von meiner Prämierung im Hotelzimmer in Vietnam erfahren und habe ein paar Tage gebraucht um den Gewinn zu realisieren.
Ich bin promovierte Tierärztin, zertifizierte Hundetrainerin und passionierte Hundebesitzerin. Trotzdem hat mir meine Dalmatinerhündin Malou schon oft den letzten Nerv geraubt, denn wie drei Viertel aller Hunde in Deutschland bellte auch sie, sobald es an der Haustür klingelt. Nicht nur mich, sondern über 62% aller Hundehalter*innen stört das tierisch. Das konnte und wollte ich nicht länger hinnehmen und habe daher kurzerhand angefangen, DOGGYBELL zu entwickeln. DOGGYBELL ist ein intelligenter Trainingsautomat zur Reduktion von Hundegebell beim Ertönen der Haustürklingel. Mittels automatisierter Gegenkonditionierung wird die Ursache für das Bellen positiv assoziiert und somit bekämpft – und das auch und gerade in Abwesenheit der Hundehalter*innen.
Je öfter es klingelt, desto weniger Bellen ist zu hören!
Marius: Lass uns gerne noch etwas über dich bzw. deine Eigenschaften sprechen. Welche Eigenschaften und Erfahrungen helfen dir aktuell bei deinem Gründungsvorhaben?
Tamara: Meine Problemlöser-Attitüde, mein Durchhaltevermögen und meine Empathie zeichnen mich schon seit meiner Kindheit aus. Als Tochter einer alleinerziehenden Mutter von drei Kindern habe ich schon früh gelernt, was es bedeutet, Vorurteile zu ignorieren und sich im Leben durchzubeißen. Durchbeißen musste ich mich auch durch das Tiermedizinstudium und die Promotion – ein Gruß geht raus an alle Kolleg*innen. Daneben habe ich aber immer versucht, meinen Blick fürs große Ganze nicht zu verlieren – als Schülerin für einige Monate in die USA, nach dem Abitur Work’n’Travel in Australien und Neuseeland, zwischen zwei Semestern auf eine Wildtierauffangstation in Südafrika. Neben Schule und Studium habe ich immer auch kleinere Jobs gemacht um mir das alles selbst finanzieren zu können. Ich lebe nach dem Motto: „Ganz oder gar nicht!“ und daher mache ich auch in Bezug auf DOGGYBELL keine halben Sachen.
Marius: Wir haben uns ja im Rahmen des Coachings kennengelernt. Was hast du dir von dem Coachingangebot erhofft und welchen Einfluss hat der Austausch mit mir auf dich und deine Idee gehabt?
Tamara: Ganz klar: Für mich war sowohl der Startup-Impuls Wettbewerb an sich, als auch das Coaching mit dir die Gelegenheit, mein Geschäftsmodell und die Gründungsidee einem unabhängigen Proof of Concept zu unterziehen. Wenn man für seine Idee brennt und vollständig dahintersteht, kann es leicht passieren, dass man in einer Art „Gründungs-Bubble“ verschwindet und sein Geschäftsmodell vor lauter Leidenschaft dafür nicht mehr objektiv beurteilen kann. Davor wollte ich mich schützen und habe mich ganz offen deiner Kritik und auch der Beurteilung der Jury gestellt. Dadurch konnte ich meinen Pitch und das Business Model optimieren und ich habe einen Einblick in die Denkweise von Investor*innen erhalten. Die Teilnahme hatte also eher strategische Gründe und ich bin dir daher sehr dankbar für den offenen Austausch und die konstruktive Kritik im Coaching.
Marius: Vielen Dank für dein Feedback. Sicherlich interessiert zukünftige Teilnehmer*innen auch, wie du dich auf die besonderen Situationen der Pitches vor den Jurys vorbereitet hast.
Tamara: Üben, üben, üben! Sobald das Pitchdeck optimiert war, hat mir total geholfen, den Pitch einmal komplett runterzuschreiben und dann auswendig zu lernen. Das gibt nicht nur Sicherheit und vermittelt damit eine ganz andere Außenwirkung, sondern es hilft auch, wenn die Technik mal ausfällt und man seine Folien nicht mehr als Orientierungshilfe hat. Ich habe mich dann auch ein paar Mal selbst aufgenommen um zu sehen, in welchen Momenten ich meine Körpersprache noch verbessern kann. Im zweiten Schritt hilft dann sehr, nicht alleine zu üben, sondern Familie oder Freunde zu fragen, ob man vor ihnen pitchen und sich im Anschluss deren kritischen Fragen stellen darf. Durch meinen Aufenthalt in Asien während der Hauptjurysitzung war ich da ein wenig limitiert und hatte nur meinen Lebensgefährten als Übungspartner – der scheint aber offensichtlich einen ganz guten Job gemacht zu haben.
Marius: Abschließend ist es natürlich sehr interessant, wie es jetzt bei dir weitergeht. Hast du schon konkrete Vorstellungen, wie du das Preisgeld einsetzen wirst und wie deine nächsten Schritte aussehen werden?
Tamara: Das Preisgeld fließt zu 100% in die Entwicklung des DOGGYBELL Trainingsautomaten sowie der DOGGYBELL App bis zur Marktreife. Auf den Entwicklungsprozess setze ich aktuell auch meinen Fokus. Parallel dazu sind die nächsten Schritte die konkrete Ausarbeitung einer Marketingstrategie sowie der Ausbau eines Kooperations- und Vertriebsnetzwerkes.
Und wenn ich das anderen Gründer*innen noch mit auf den Weg geben darf: Legt schon früh ein Augenmerk auf Finanzierungsoptionen und Coachingangebote – Unternehmer*in sein kann man lernen wie alles andere auch, wieso sich also keine Unterstützung holen?!
Marius Felzmann / 05.04.2024
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