Die „neue“ Flexibilität
Die „neue“ Flexibilität
Vom „Eigentlich …“ zum „einfach machen“
Eigentlich hatte ich mir vorgenommen (oder zumindest gehofft), dass sich nach 2020 die Gedanken beim Schreiben eines neuen Blogartikels nicht mehr zuerst um die Corona-Situation drehen sollten. Das gelingt mir heute noch nicht. Eigentlich war die ursprüngliche Idee für den Artikel auch die Frage, „was ist eigentlich dieses neue Normal im Vertrieb und Marketing?“. Beim Scribbeln meiner Gedanken und Inhalte für diesen Beitrag ist mir jedoch bewusst geworden, dass diese Blickrichtung nicht passend ist. Sie folgte vor allem dem Bedürfnis, ein klares Bild zeichnen zu können und damit Planungssicherheit zu vermitteln. Aber selbst die ersten Schritte auf dem Weg zu diesem Artikel zeigen, dass dies ein zu statischer Ansatz ist. Ich habe mich daher entschieden, diesen Artikel nicht unter die Perspektive der „neuen“ Normalität, sondern unter die Perspektive der „neuen“ Flexibilität zu stellen.
Die „neue“ Flexibilität steht für mich dabei vereinfachend für die gesamte Bandbreite an menschlichen Eigenschaften, auf neue Rahmenbedingungen zu reagieren: Anpassungsfähigkeit, Veränderungsbereitschaft, Agilität, offenes Mindset, Neugier, Kreativität, Lösungsorientierung, … Alle diese Eigenschaften leisten einen wichtigen Beitrag, auch schwierige Situationen gestalten zu wollen und zu können. Sie sind gleichzeitig auch unser Antrieb für Fortschritt und Innovationen. Sie führen dazu, dass wir uns schwierigen Situationen stellen, nach neuen Wegen suchen und offen für Neues sind. Als „neu“ bezeichne ich sie, da wir uns dieser positiven Eigenschaften in einer Zeit mit vielen Be- und Einschränkungen wieder bewusster werden müssen, um sie wertstiftend nutzen zu können.
Ausgehend von dem Beispiel meiner Einstiegssituation in diesen Artikel und unserer eigenen Arbeit in den Projekten mit und bei unseren Kunden sind uns hilfreiche und vergleichsweise einfach umzusetzende Faktoren begegnet, die die Eigenschaften der „neue“ Flexibilität begünstigen:
Standortbestimmung: wenn wir feststellen, dass viele unserer geplanten Aktivitäten mit dem Wort „eigentlich“ kombiniert werden, ist dies ein deutliches Zeichen für die Notwendigkeit sich dieser Wirklichkeit ehrlich zu stellen. Dies bedeutet, Planungen zu hinterfragen und eine nüchterne Bestandsaufnahme der Situation zu machen. So lassen sich Handlungsfelder und -optionen erkennen und bewerten. Es kann aber auch bedeuten, dass sich der bisherige Weg falsch anfühlt oder sogar komplett versperrt ist. Wichtig ist dabei das klare Benennen, dass es nicht wie geplant weiter geht und Änderungen notwendig sind.
Passendes Ziel formulieren: Damit aus dieser ernüchternden Erkenntnis kein Stillstand resultiert, ist es wichtig ein klares und an die Situation angepasstes Ziel zu formulieren, welches Aktionen und Handlung erfordert. Im Fall dieses Artikels war dies einfach, ich will dennoch einen Artikel schreiben. Im unternehmerischen Kontext sind die Möglichkeiten ungleich breiter und immer auf die individuelle Situation bezogen.
Perspektivwechsel: Um dem Ziel eine Richtung zu geben, können Perspektivwechsel helfen. Hier gilt es zunächst die externe Perspektive aktueller und möglicher Kunden einzunehmen. Aber auch die eigene unternehmerische Perspektive ist zulässig und notwendig. So hat ein befreundeter Unternehmer beispielsweise formuliert, dass er so vielen Mitarbeitern in seinem Unternehmen wie möglich eine Zukunft im Unternehmen und sinnvolle Aufgabe geben will. Dies hat den Horizont für neue Ansätze geöffnet, von denen sich mittlerweile einige auch zu wirtschaftlich attraktiven Szenarien entwickelt haben. Zusätzlich kann auch der Blick von außen nach innen helfen. Dies kann im Netzwerk erfolgen, durch das bewusste Hinzuziehen von Experten oder gezielt als Blick über den Tellerrand z.B. im Dialog mit anderen Branchen oder Gründern von Start-Ups.
Starten, pilotieren, testen, bewerten: „Einfach machen“ hat mir ein Mentor mal gesagt und das ist mir in diesen Kontext wieder eingefallen. Gerade wenn die Rahmenbedingungen schon komplex genug sind und Misserfolge mit geringen Risiken und Ressourceneinsatz verbunden ist, ist es ratsam, weniger zusätzliche bürokratische Hürden und Entscheidungsprozesse zu installieren, sondern Neues z.B. im Rahmen von Pilotansätzen auszuprobieren und die gewonnenen Erkenntnisse und Feedbacks so früh wie möglich zu evaluieren.
Wenn es mit diesen Faktoren gelingt, ein Umfeld zu schaffen, in dem Transparenz über die Realität der Situation und Kenntnis darüber, was man unter den Rahmenbedingungen dieser Situation gemeinsam erreichen möchte, vorhanden sind und gleichzeitig die Offenheit zum Ausprobieren gelebt wird, dann bietet die „neue“ Flexibilität auch neue Chancen. So wie auch dieser Artikel eine andere Richtung bekommen hat, als ursprünglich geplant.
Marius Felzmann // 26.02.2021
#flexibilität #neuewege #change